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Wie Dario Seinen Selbstwert Zurückholt

Wie Dario seinen Selbstwert zurückholt

Wie Dario seinen Selbstwert zurückholt

Viele Menschen reagieren hauptsächlich auf ihre Lebensumstände. DAS liegt aber nicht in unserer angeborenen Natur: bei kleinen Kindern ist sehr gut beobachtbar, wie sehr der Mensch grundsätzlich aktiv sein Leben gestaltet. Grund für das Reagieren sind häufig fixe Glaubenssätze, die wir als Kind gelernt haben und uns einschränken. So war das auch bei Dario, der als Erwachsener endlich seinen Selbstwert wieder gefunden hat: 

Der sechsjährige Dario möchte alles selbst machen und ausprobieren – wie alle Kinder in seinem Alter. Seine Mutter hat in ihrer ersten Schwangerschaft ein Kind verloren. Dario ist darum ihr Ein-und-Alles. Aber seine selbständigen Schritte schmerzen sie. Deshalb nimmt sie ihrem Sohn alles ab, was er gerne selbst machen möchte. Immer wieder vergeblich probiert er, selbständig seine Kleider an- und abzuziehen, seine Zähne zu putzen, Sachen anzupacken. Kurz: seine Lebensfreude und Lebendigkeit auszuprobieren. Aber er spürt jedes Mal, was das bei seiner Mutter auslöst: Angst, Abwehr, Ablehnung. Er wird innerlich hin und her gerissen zwischen seinen natürlichen Impulsen und dem Bestätigtwerden von seiner wichtigsten Betreuungsperson. Er entwickelt eine Strategie, wie er trotzdem die für ihn lebenswichtige Zuwendung bekommt: er unterdrückt seine lebendigen Bedürfnisse so lange, bis er sie nicht mehr spürt. 

Im Kindergarten fällt Dario dann wegen seiner Unselbständigkeit auf – der Übertritt in die Schule ist gefährdet. Dario selber fordert von seiner Mutter mittlerweile jeden Abend, dass sie ihn wie ein Baby fürs Schlafen bereit macht. 

 

Solcherlei Bedürftigkeit ist eine schwächende Strategie

Als Erwachsener kommt Dario zu mir in die Praxis – unzufrieden und gestresst. Er ist verloren in einer endlosen Spirale von Reaktionen. Mit dem fortschreitenden Wahrnehmungstraining erkennt Dario plötzlich, welcher fixe Glaubenssatz aus der Kindheit ihn bis jetzt gebremst hat: «Mami hat mich lieb, wenn ich klein und hilflos bleibe.» 

Damit hat er als Kind zwar eine geniale Lösung gefunden, um die lebenswichtige Liebe seiner Mutter zu bekommen. Der grosse Haken daran ist aber: mit dieser Kinderstrategie bekommt er im erwachsenen Umfeld nicht mehr das, was er wirklich braucht. Weil er sich weiterhin von den Erwartungen anderer und den Ereignissen des Tages leiten lässt.

 

Eine stärkende Botschaft

Dario gesteht sich ein, dass er in der Vergangenheit stets daran gehindert worden ist, selbst eine Lösung zu finden. Mit meiner Beratung beginnt er langsam, einen neuen, achtsamen Umgang mit sich selbst einzuüben: bewusst seine Sinneseindrücke, seine Gedanken, seine Gefühle wahrzunehmen. Mit dem plötzlichen Erkennen seiner fixen Idee kann er diese langsam loslassen. Schliesslich ersetzt er sie durch eine Gute Elternbotschaft, die er als Kind von seiner Mutter gebraucht hätte: «Ich vertraue dir, ich bin sicher, du wirst es schaffen.» 

Statt weiterhin reflexartig auf die Bedürfnisse seines Gegenübers zu reagieren, übt er fortgesetzt weiter, zuerst seine eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Impulse wieder zu spüren. Ohne sie zu beurteilen. So merkt er immer bewusster, wenn ein Anspruch von aussen seine innere Verbindung mit seinen Bedürfnissen zu überdecken droht. Und kann nun Nein sagen. Das macht er immer erfolgreicher mit einem guten Gefühl– ohne die anfängliche Angst, nicht mehr wertgeschätzt oder geliebt zu werden. Sein nun offener Zugang zu seiner inneren Wahrheit gibt ihm eine innere Sicherheit und eine Freiheit, die er so noch nie gekannt hat:

Endlich kann er seine Kräfte entdecken und ausprobieren. Er ist nun frei, sein Leben aktiv und mit all seinen Talenten zu gestalten. Er feiert kleine Erfolge. Diese stärken seinen Stolz auf das Erreichte. Seine Freude und sein Selbstwert wachsen. Er kann seine schöpferischen Fähigkeiten und sein Potenzial immer mehr entfalten. Sein Leben wird spannend, aufregend, lebendig. Die immer grösseren Erfolge befriedigen ihn, machen ihn satt. So lernt er, seine eigene Persönlichkeit immer mehr zu respektieren und zu schätzen. Auf dieselbe liebevolle Art kann er nun auch mit anderen umgehen. Er ist tief dankbar, endlich von diesem Sich-Selber-Klein-Halten befreit zu sein. So findet Dario seinen ureigenen Lebenssinn. Er nimmt seine unantastbare Würde für sich ein. 

 

Es sind genau solche Geschichten, die mich in meinem Job bestärken. Wenn ich an den sechsjährigen Dario denke und den erwachsenen Dario, der frei und aktiv durchs Leben schreitet, berührt mich das tief. 

 

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